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Wolfgang Amadeus Mozart

Idomeneo

John Eliot Gardiner – 1991

Der Komponist

Wolfgang Amadeus Mozart wurde am 27. Januar 1756 in Salzburg geboren. Er war das siebte Kind des Hofmusikers Leopold Mozart und seiner Frau Anna Maria Pertl, von denen nur seine Schwester Maria Anna (Nannerl) und er das Kindesalter überlebten. Schon früh zeigte sich Mozarts außergewöhnliches musikalisches Talent: Bereits mit vier Jahren spielte er Klavier, mit fünf komponierte er seine ersten Stücke. Gemeinsam mit seiner Schwester trat Mozart als Wunderkind an Fürstenhöfen in ganz Europa auf. Diese Konzertreisen begannen, als er sechs Jahre alt war, und führten ihn unter anderem nach München, Paris, London und Wien. In Salzburg arbeitete Mozart zunächst als Konzertmeister und später als Hoforganist am Hof des Fürsterzbischofs. Sein Wunsch nach einer unabhängigen Karriere führte ihn schließlich nach Wien, wo er sich als freischaffender Komponist, Pianist und Opernschöpfer etablierte. Sein Werk von über 600 Kompositionen, von denen eine sehr große Anzahl zum bedeutendsten Erbe der klassischen Musik gehört. Mozart starb am 5. Dezember 1791 in Wien im Alter von nur 35 Jahren.

Das Werk

Mozarts ´Idomeneo` entstand 1780/1 im Auftrag des Pfälzer Kurfürsten Karl Theodor, der kurz zuvor von Mannheim nach München übergesiedelt war, für den Karneval in seiner neuen Heimat und wurde am 29. Januar im Residenztheater uraufgeführt. Die Oper gilt als eines der wichtigsten Werke der ´Opera Seria` und markiert einen wichtigen Entwicklungsschritt Mozarts zum reifen Opernkomponisten. Zur Wiener Wiederaufnahme 1786 überarbeitete Mozart das Werk und ergänzte es um einige neue Nummern. Das Werk erzählt die Geschichte des kretischen Königs Idomeneo, der während der Heimfahrt nach Ende des Trojanischen Kriegs in schwerer Seenot dem Gott Poseidon schwört, das erste Lebewesen zu opfern, das ihm in der Heimat begegnet. Tragischerweise ist diese erste Person sein eigener Sohn Idamante. Nach vielen Verwicklungen aber kann die Katastrophe durch die Opferbereitschaft der phrygischen Prinzessin Ilia, die in gegenseitiger Liebe mit Idamante verbunden ist, abgewendet werden. Die Stimme des Orakels verkündet die lösende Entscheidung, Idomeneo solle seine Königskrone an seinen Sohn und seine zukünftige Gemahlin Ilia übergeben. Musikalisch ist ´Idomeneo` ein Schlüsselwerk für den Übergang von der barocken Operntradition der ´Seria` zur ´vermenschlichten` Oper des klassischen Zeitalters. Damit steht das Stück entscheidend für Mozarts eigene Entwicklung hin zu den Meisterwerken der kommenden Jahre.

Der Dirigent

John Eliot Gardiner wurde am 23. April 1943 in Fontwell Magna in der englischen Grafschaft Dorset geboren. Seit der Kindheit spielte er Violine, studierte in Cambridge zunächst Geschichte und schloss das Studium 1965 mit einem Master of Arts ab. In der Studienzeit wirkte er als Dirigent der Oxford und Cambridge Singers und gründete 1964 den Monteverdi Choir, wenig später das Monteverdi Orchestra, aus dem die English Baroque Soloists hervorgingen. Galt er zunächst insbesondere als Vertreter der historischen Aufführungspraxis, insbesondere als Bach-Spezialist (in bleibender Erinnerung wird stets seine Bach-Pilgrimage anläßlich dessen 250. Todesjahres bleiben von Ende 1999 bis ins Jahr 2000 hinein, als er alle Kantaten Bachs an verschiedenen Orten in England, Deutschland und den USA aufführte) erweiterte er ab 1990 durch die Gründung des Orchestre Révolutionaire et Romantique sein Repertoire auf Komponisten wie Mozart, Beethoven bis hin zu Schumann und Brahms. Seine Dirigententätigkeit erstreckt sich inzwischen neben den Eigengründungen weltweit auf alle bedeutenden Orchester.

Sänger, Chor und Orchester

Idomeneo – Anthony Rolfe-Johnson

Idamante – Anne-Sophie von Otter

Ilia – Sylvia McNair

Elettra – Hillevi Martinpelto

Monteverdi Choir, English Baroque Soloists

Die Interpretation

John Elliot Gardiner hat 1990 die erste Version des Idomeneo auf Originalinstrumenten eingespielt, die Veröffentlichung wurde aus drei Live-Aufführungen zusammengeschnitten und bei ihrem Erscheinen zurecht als veritables ´Mozart-Ereignis` gefeiert. An dieser Einschätzung hat sich bis heute nicht wirklich etwas geändert, auch wenn mit den Aufnahmen von Adam Fischer (2005) und René Jacobs (2008) Konkurrenzprodukte auf den Markt gekommen sind, die sich Mozart in ähnlicher Weise nähern. Aber schon wegen seiner sehr guten, ausgeglichenen Sängerbesetzung und dem straffen, immer deutlich an den Intentionen Mozarts orientierten Dirigat (nirgendwo z.B. klingt die Schiffbruch-Szene so aufregend), das aus dieser Seria ein echtes Musikdrama entstehen lässt. Es gibt  in anderen Aufnahmen einzelne erwähnenswerte herausragende Gesangsleistungen, so Sena Jurinac als Ilia 1956 unter John Pritchard oder Edith Mathis in derselben Rolle 1977 (Dirigent Karl Böhm) oder – last not least Cecilia Bartoli als Idamante 1994 (Dirigent James Levine), aber in der Gesamtkonzeption bleibt Gardiners Aufnahme bis heute unerreicht.