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Manuel de Falla

Der Dreispitz

Raphael Frühbeck de Burgos– Philharmonia Orchestra – 1964

 

Der Komponist

Manuel de Falla wurde am 23. November 1876 in Cadiz geboren, erhielt ab seinem 6. Lebensjahr Klavierunterricht. Nachdem die Familie nach Madrid umgezogen war, wurde er Schüler von Felipe Pedrell, der seine Begeisterung für die spanische Volksmusik weckte. 1905 gewann er den ersten Preis in einem Klavier- und in einem Komponistenwettbewerb für seine dem Verismo nahestehende Oper ´La Vida Breve`. Die Oper wurde jedoch nicht aufgeführt (UA erst 1913), de Falla ging nach Paris, befreundete sich u.a. mit Paul Dukas und Claude Debussy, der ihn neben Ravel und Albeniz stark in seiner weiteren künstlerischen Entwicklung prägte. Mit Beginn des ersten Weltkriegs ging de Falla nach Spanien zurück, lebte und arbeitete bis 1939 in Granada. 1939 verließ er Spanien Richtung Argentinien, wo er – über Jahre immer wieder krank und depressiv – am 14. November in Alto Gracia starb. Er gilt als Schlüsselfigur der spanischen Nationalmusik des frühen 20. Jahrhunderts. Seine Werke verbinden folkloristische Elemente Andalusiens mit impressionistischen und neoklassizistischen Stilen.

Das Werk

Das Ballett ´Der Dreispitz – El sombrero de tres picos` entstand zwischen 1916 und 1919 in Zusammenarbeit mit den Choreograf Léonide Massine und Sergej Diaghilew. Die Uraufführung fand am 22. Juli 1919 im Londoner Alhambra-Theater statt, mit Ernest Ansermet als Dirigenten und Pablo Picassos Bühnenbildern. Es basiert auf der gleichnamigen Novelle (1874) von Pedro Antonio de Alarcón, adaptiert durch Gregorio Martínez Sierra.

Die Geschichte spielt in einem andalusischen Dorf: ein Corregidor mit Dreispitz-Hut begehrt die Müllerin, aber ihr Ehemann durchschaut seine Absichten und in einer turbulenten Nacht stürzt der Corregidor in einen Teich, wird in ein Nachthemd gezwungen und von seinen eigenen Soldaten verhaftet, während die Dorfbewohner ihn verspotten. Die Musik balanciert eindrucksvoll zwischen andalusischer Volksmusik und abendländisch geprägter Spätromantik.

Der Dirigent

Rafael Frühbeck de Burgos, geb. als Rafael Frühbeck am 15. September 1933 in Burgos, gest. am 11. Juni 2014 in Pamplona, war ein spanischer Dirigent deutscher Herkunft. Frühbeck wurde als Sohn deutscher Eltern geboren, die sich nach dem Ersten Weltkrieg in Spanien niederließen. Seine musikalische Ausbildung begann mit Geigenunterricht bei seiner Mutter, später studierte er Violine, Klavier und Komposition in Bilbao, Madrid sowie an der Münchner Musikhochschule, wo er sein Dirigierstudium summa cum laude abschloss. Den Künstlernamen „de Burgos“ fügte er auf Anraten eines Orchestermanagers hinzu, um seine spanische Identität zu betonen. Im Laufe seiner Karriere leitete er neben dem Spanisches Nationalorchester (1962–1978) Orchester wie die Wiener Symphoniker (1991–1996) und die Dresdner Philharmonie (2004–2011).

Die Interpretation

Was die Aufnahme von Frühbeck de Burgos besonders auszeichnet ist die Mischung aus Authentizität des spanischen Kolorits (man höre die Ole-Rufe des Beginns und die kurzen Beiträge von Victoria de los Angeles) gepaart mit einer für diesen Dirigenten typischen strukturierten und sehr detailgetreuen Orchesterführung. Dabei gelingt ihm eine Wiedergabe, in der die folkloristischen Elemente, die rhythmische Vitalität und das vielfarbige Orchesterbild überzeugend ohne Übertreibungen oder Sentimentalitäten herausgearbeitet werden. Hinzu kommt eine für die Entstehungszeit unglaublich klare und detaillierte Aufnahmetechnik, die das differenziert-poetische Spiel des Philharmonia Orchestra wunderbar abbildet. Ansermet und Dutoit sind Alternativen, aber Frühbeck ist und bleibt die Nummer 1.