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Béla Bartók

Konzert für Orchester

Ivan Fischer – Budapester Festival Orchester – 1997

Der Komponist

Béla Bartók wurde am 25. März 1881 im zu der Zeit österreichisch-ungarischen Nagyszentmiklós geboren. Er gilt als einer der großen Drei der Komponisten des 20. Jahrhunderts (neben Strawinsky und Schönberg), wobei Bartok am ehesten an einer Musiksprache festhielt, die sich an einer historisch gewachsenen und doch zeitgemässen, die Realität mitreflektierenden Musiksprache orientierte (Attila Csampai). Nach der ersten musikalischen Unterweisung durch seine Mutter besuchte er ab 1899 die Meisterklassen für Klavier und Komposition an der Budapester Musikhochschule. Im Anschluß an das Studium nahm er bis 1934 eine Professur für Klavier an der dortigen Liszt-Hochschule an. 1940 emigrierte er nach New York, bereits von Krankheit gezeichnet. Bartók starb am 26. September 1945 in New York.

Das Werk

Das ´Konzert für Orchester` gehört zu den letzten Werken des Komponisten, der seit seiner Ankunft in New York ca. zwei Jahre kein neues Werk geschrieben hatte. Es war der Dirigent Sergei Koussevitzky, der mit einer Auftragsarbeit die letzte Schaffensperiode Bartoks in Gang setzte: neben dem Konzert für Orchester entstanden noch die Sonate für Violine solo und das 3. Klavierkonzert.

Die Komposition ist fünfteilig: im Zentrum steht eine ´Elegia`, von Bartok selbst als ´das herzzerreissende Klagelied` des Werks bezeichnet. Um dieses Zentrum herum sind zwei Binnensätze (Giucco delle coppie – Tanz der Paare sowie Intermezzo interrotto) mit eher konzertierendem Charakter gruppiert, während die Außensätze, schlicht mit Introduzione und Finale bezeichnet, die Beschwernis der Zeiten, schliesslich aber die Hoffnung auf Befreiung von diesen Problemen (Krieg und Faschismus) beschreiben.

Der Dirigent

Iván Fischer wurde am 20. Januar 1951 in Budapest in eine jüdische Musikerfamilie geboren. Sein Vater Sandor war Dirigent und auch sein älterer Bruder Adam ist in diesem Beruf international erfolgreich. Auf ein Kompositionsstudium in Budapest folgte eine Teilnahme an einer Dirigierklasse in Wien bei Hans Swarowsky und eine zweisemestrige Assistenz bei Nikolaus Harnoncourt im Salzburger Mozarteum. Über England (BBC und London Symphony Orchestra) führte sein Weg in die USA, wo er 1983 beim LA Philharmonic Orchestra debütierte und in späteren Jahren alle grossen amerikanischen Orchester als Gast leitete. In Europa besteht eine besondere Verbindung zum Royal Concertgebouw-Orchester, zu dessen Ehrengast-Dirigent er 2021 ernannt wurde. Besonders trat Fischer mit Interpretationen von Werken Bachs, Mozarts (legendär sein Opernzyklus an der Wiener Staatsoper zwischen 1989 und 1991), Brahms`, Mahlers und Bartoks.

Die Interpretation

Fischers Lesart der Partitur aus dem Jahr 1997 (wobei die Version aus 1989 kaum weniger beeindruckend klingt) besitzt schon deshalb eine unglaubliche Intensität, weil die Konzentration aller an der Aufnahme beteiligten Musiker nicht für den Bruchteil einer Sekunde nachlässt. Der sehnsüchtige Klang der Streicher in der Elegia ist genauso ergreifend wie die Verbindung der

parodistischen Momente des Intermezzos (Da geh ich zu Maxim) mit dem daraus folgenden unerbittlichen Schmerz. Man glaubt es kaum: im letzten Satz übertreffen Dirigent und Orchester sich noch einmal selbst! Witz und Spielfreude verbinden sich zu einem grandiosen Abschluß der Hoffnung und Erlösung. Eine Alternative, nein Ergänzung zu Fischers Aufnahme ist die von Fritz Reiner mit dem Chicago Symphony Orchestra aus dem Jahr 1955.